Erfahrung oder Glaube?

Sie ist fertig – die Predigt, die ich für den Ostersonntagsgottesdienst vorbereitet habe. Es geht dabei um die Kraft der Auferstehung und wie sie als Verheißung heute noch auf meinem Leben als Nachfolger von Jesus liegt. (Siehe Epheser 1, 19+20). Ich bin begeistert von dieser Wahrheit und freue mich darauf, darüber zu sprechen. Nur … ich fühle mich dabei ein wenig wie ein Heuchler. Denn ich muss zugeben: Es gibt viele Bereiche in meinem Leben, da erlebe ich diese Kraft (noch) nicht. Ist es legitim über etwas zu sprechen, was ich nicht als persönliche Erfahrung weitergeben kann?

Diese Gedanken treiben mich in den Tagen vor der Predigt um. Ich werde hin- und hergeworfen und bekomme Zweifel. Zweifel an meiner Legitimität diese Predigt halten zu dürfen, Zweifel an meiner „Geistlichkeit“ und Ehrlichkeit, meiner Authentizität, wenn ich diese Auferstehungskraft persönlich oft nicht erlebe und doch darüber rede.

So sitze ich eines morgens mit meinem Mann zusammen, mit dem ich nach dem Frühstück regelmäßig „Stille Zeit“ halte und erzähle ihm von meinen inneren Kämpfen. Und da haut er den Satz raus, der mein Inneres irgendwie zur Ruhe bringt und den ich mir in den folgenden Tagen immer wieder vor Augen führe. Er zieht einen Vergleich und meint: „Wenn ein Blinder über Farben redet, kann er sie auch nicht sehen, sie sind aber trotzdem da.“

Dieser Satz ist eine Befreiung für mich. Denn: Wenn ich meinen Glauben an die Macht Gottes, an seine Realität und Kraft nur an meinen Erfahrungen festmache, dann ist es ein sehr wankelmütiger Glaube. Dann ist Gott groß und stark, wenn ich Gebetserhörungen erlebe und Wunder sehe. Aber wenn ich, vielleicht sogar über eine lange Periode hinweg, keine solchen Erfahrungen mache, dann wird Gott auf einmal immer kleiner. Aber geht es nicht im Glaubensleben darum an Gottes Größe und Macht und an die Wahrheit in seinem Wort zu glauben, selbst wenn ich sie nicht erlebe?

Ich wünsche mir mehr von diesem Glauben. Einem Glauben der sich an Gott und seinem Wort festmacht und nicht (nur) an meinen Erfahrungen.

Der Glaube ist der tragende Grund für das, was man hofft: Im Vertrauen zeigt sich jetzt schon, was man noch nicht sieht. Hebräer 11,1 ©HfA

Link zur Oster-Audiopredigt

Die Übermittlung kann ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Danke für deine Geduld.