Manches dauert etwas länger …
Es kam über Nacht und erwischte uns in einer nie da gewesenen Weise. Nachdem der April teilweise sommerliche Temperaturen gebracht hatte, die viele unserer Bäume und Pflanzen dazu verführten kräftig auszutreiben, bereiteten zwei frostige Nächte nur Wochen später diesem Austrieb ein jähes Ende. Wir wanderten durch unseren Garten und waren entsetzt über das Bild, das sich uns bot. Schlaff herunterhängende junge Blätter an unzähligen Pflanzen. Das „Ergebnis“ dieser zwei Frostnächte war so desaströs, dass wir befürchteten, es hätte einigen Bäumen, vor allem den erst frisch gepflanzten, den Garaus gemacht. Innerlich weinten wir, denn wir lieben sie, haben viele davon über die Jahre wachsen sehen und uns an ihnen gefreut.
Es dauerte. Die erfrorenen Blätter wurden braun und starben ab, aber langsam, ganz langsam bildeten sich in den nächsten Wochen Knospen und neue Blätter kamen zum Vorschein. Während ich dies schreibe, hat der Sommer Einzug gehalten. Von den beiden Frostnächten ist nicht mehr viel zu sehen und viele Bäume haben sich gut erholt. Einer meiner Lieblingsbäume ist die Katalpa, die auf dem Foto zu sehen ist. Jetzt im Juli blüht sie in all ihrer Pracht – spät, aber sie blüht. Normalerweise erstrahlen ihre Blüten bereits im Juni, aber ich genieße den Anblick im Juli nun nicht weniger.
Ist es im Leben nicht oft genauso? Wir haben eine klare Vorstellung davon, wie die Dinge zu laufen haben und vor allem wann sie sich zu entfalten haben. Wir sind entsetzt, wenn Ereignisse, Umstände oder Menschen unsere zeitlichen Pläne durchkreuzen. Wir beten und haben dabei unsere Agenda im Kopf. Doch Gott hält sich oft nicht an unsere zeitlichen Vorstellungen, weil seine die besseren sind UND weil er Gott ist. Und dann müssen wir uns hier und da davon verabschieden, dass unsere Wünsche, Vorstellungen und Plänen in unserem Timing ablaufen. Wir sind traurig und entsetzt. Dabei dauert manches einfach ein bisschen länger, manchmal auch sehr viel länger, als wir dachten und es im Kopf hatten. Wir dürfen und sollen die Hoffnung nicht aufgeben, dass am Ende etwas Wunderschönes herauskommen wird – auch wenn es etwas länger dauert.
