Der Unterschied
Vor einigen Tagen haben wir ihnen den Kampf angesagt: Hunderten von Ahornsämlingen. Ich war froh, dass ich auch ein wenig dabei helfen konnte, diese kleinen Burschen auszurupfen, denn ich liebe es im Garten zu arbeiten. Ich kann nur leider nicht mehr viel tun. Das ist das Los, wenn die Beine einen nicht mehr lange tragen, das gestörte Gleichgewicht dazu führt, dass man sich fast permanent irgendwo festhalten muss und man es zudem nicht schafft, aus eigener Kraft vom Boden oder aus der Hocke wieder hochzukommen.
Aber ein Teil der Ahornsämlinge standen direkt hinter einer Mauer, die ich von der einen Seite mit dem Rollstuhl anfahren, mich dann für kurze Zeit hinstellen oder sogar vom Rollstuhl aus bearbeiten konnte.
Im Grunde eine lästige Aufgabe und in meinem Kopf arbeite ich daran, eine Methode zu finden, wie wir die Samen schon im Herbst einsammeln können und damit verhindern, dass sie überhaupt erst in unserem Garten „Fuß fassen“.
Nichts desto trotz, bewundere ich die Einrichtung, die Ahornbäume sich hier zunutze machen. Zu Hunderten streuen sie ihre Samen in die Gegend. Durch die am Samen befestigten „Flügel“ können sie meterweit fliegen und sich so ausbreiten. Es ist klar: nicht alle Samen werden einmal ein Ahornbaum werden, aber einige schaffen es. Einige fangen an zu keimen und wenn sie nicht herausgerissen werden, bilden sie schnell ihre ersten Blätter und Zweige. So geschehen bei uns im Garten. Als wir hier einzogen sind, gab es diesen Ahorn nämlich noch nicht. Heute – 17 Jahre später, ist er einer der höchsten Bäume auf unserem Grundstück.
Ich finde davon können wir uns echt was abgucken. Wenn wir viel Freundlichkeit und Liebe verstreuen, hat man an vielen Stellen den Eindruck, dass es umsonst ist. Denn unsere Saat wird „ausgerissen“. Der freundliche Blick wird nicht erwidert, die helfende Hand wird als selbstverständlich betrachtet, die liebevollen Taten werden übersehen oder zurückgewiesen. Doch nicht alles geht unter. Manche von uns verstreute Freundlichkeit und Liebe kommt an, kann Wurzeln schlagen und wächst im anderen zu einem großen Baum, der wiederum seine eigenen Sämlinge nun ins Land streuen kann. Deshalb: Es lohnt sich nicht aufzugeben. Irgendwo wird unsere Liebe und Freundlichkeit DEN Unterschied machen und Großes bewirken.