
Die Rollstuhlfahrt
Mein Mann ist im Medienbereich selbstständig. Es kommt nicht mehr so oft vor, dass ich ihn bei Außeneinsätzen unterstützen kann, aber kürzlich war es mal wieder soweit. Wir machten uns auf den Weg zu Dreharbeiten für einen Trailer zu einer Berufsmesse. Obwohl ich diese Art der Arbeit sehr liebe, ist es doch immer eine große Herausforderung für mich, weil ich mit dem Rollstuhl anreise und oft nicht weiß, was mich vor Ort erwartet. Da mein Mann bei so einem Einsatz mit der Kamera und dem Ton beschäftigt ist, kann er sich natürlich nicht so sehr um mich kümmern. Hinzu kommt, dass ich mich irgendwie den Kunden und den Protagonisten gegenüber nicht als vollwertige Arbeitskraft fühle. Die Protagonisten an diesem Morgen bestanden aus 60-70 Oberstufenschüler. Meine Aufgabe war es, die Schüler einzuweisen, darauf zu achten, dass der Drehplan befolgt wird und wir keine wichtige Szene vergessen. Und so fuhr ich an diesem Morgen viel mit meinem elektrischen Rollstuhl hin und her. Ganz am Ende, kurz bevor wir wieder heimfuhren, geschah etwas, das mich tief bewegte und mich bis heute ermutigt.
Wir waren dabei uns zu verabschieden, als der für die Location Verantwortliche auf mich zukam und interessiert auf das Display meines Rollstuhls schaute. Er wollte wissen ob ich tatsächlich nur mit diesem Joystick den Rollstuhl lenken würde. Dann meinte er: „Das hat voll elegant ausgesehen, wie du da rum gefahren bist“. Ich war absolut erstaunt. Meine eigene Wahrnehmung und meine Befürchtungen hatten so gar nichts mit diesem Satz zu tun. Ich fühle mich im Rollstuhl immer gebrandmarkt, als Außenseiter, behindert eben. Doch hier kommt einer und sagt zu mir, dass eben genau meine Rollstuhlfahrten für ihn elegant gewesen sind. Was für eine Ermutigung! Und gleichzeitig eine Ermahnung mich nicht immer selbst klein zu reden und klein zu denken, nur weil mein Körper nicht so funktioniert wie der eines Gesunden.
Vielleicht kennst du das selbst: Du sitzt vielleicht nicht im Rollstuhl, aber es gibt Dinge an dir oder in dir, die dich unsicher machen und die dir nicht gefallen. Du denkst schlecht von dir selbst. Kann es sein, dass es an der Zeit ist, dich aus der Warte Gottes zu betrachten? Des Gottes, der dein himmlischer Vater ist, der dir sagt, dass er dich liebt und dass du in seinen Augen wertvoll bist!