Der Schmerz
Komische Nacht, viel hin und her gewälzt, Gedankenfetzen, Träume, ohne Erinnerung daran, Frust auf der Badezimmerwaage. Sitze am Frühstückstisch und bin irgendwie gereizt, schlecht gelaunt. Warum? Keine Ahnung. Dann Krankengymnastik –macht es auch nicht besser. Resignation über diesen MS Körper, der mich fertig macht. Über Schmerzen, über Verspannungen, über Fehlstellungen, die mittlerweile menschlich gesehen nicht reversibel sind. Irgendwann dann … Tränen.
Was macht man mit so einem Tag? Ich kenne viele gute Rezepte, wende sie sogar manchmal an, versuche mich nicht runterziehen zu lassen und dennoch … der Schmerz ist da.
Und – er darf da sein. Es ist nicht verkehrt sich einzugestehen, dass es einem nicht gut geht. Dass man des Kämpfens müde ist. Dass man mit der Situation gerade nicht klarkommt. Sollte ich nicht ein fröhliches Gesicht aufsetzen? Ein fröhliches Gesicht, echt jetzt, soll das die Lösung sein?
Eher nicht, denn an so einem Tag weint meine Seele einfach. Es ist gut, dem Gedanken zu wehren, dass es jetzt immer so negativ weiter gehen wird. Es ist gut zu wissen, dass morgen schon wieder alles ganz anders aussehen kann und es vermutlich auch wird.
Aber es ist mindestens genauso wichtig die Traurigkeit zuzulassen, sie ernst zu nehmen, sie nicht wegzudiskutieren oder zu übergehen. Denn das tut Gott auch nicht. Er nimmt meinen Schmerz ernst.
Vor Jahren habe ich das in einem Liedtext mal so formuliert:
Nur du, mein Vater, kennst die Dunkelheit den Schmerz,
der in mir ist, mich weinen lässt.
Doch du bist, mein Vater, viel größer als der Schmerz.
Halte mich, ich brauche dich.