
Dankbar – heute!
Ein Kurzurlaub und ein kleiner Rundwanderweg führen uns an drei friedlich ruhenden Kälbern vorbei. Die Sonne scheint, die Bäume blühen und das Gras ist so kräftig grün, dass es für eine Kuh bestimmt super appetitlich ist. Doch im Moment liegen die Kälber entspannt nebeneinander, genießen anscheinend die Nähe zueinander und chillen.
Mittlerweile findet man Kühe ja eher selten auf einer Weide. Die meisten erleben so einen Luxus nie, sondern leben tagein tagaus in einem Kuhstall zusammen mit ihren Artgenossen. ‚Ob den Kühen wohl bewusst ist, welches Privileg sie haben, auf einer Weide stehen, die Sonne und den Auslauf genießen zu dürfen?‘ geht es mir durch den Kopf. Vermutlich eher nicht. Wahrscheinlich kennen sie es gar nicht anders.
Und das bringt mich zu einem Gedanken, der mir die letzten Tage durch den Kopf geht. Im Englischen gibt es ein Sprichwort das heißt: „You never know what you’ve got until it’s gone.“ Übersetzt sinngemäß: Du weißt erst dann was du hattest, wenn es nicht mehr da ist.
In den letzten Jahren musste ich mich von vielem verabschieden. Besonders von Fähigkeiten, die meinen Körper betreffen. Das ist oft schwierig und wenn ich zurückblicke, kommt schon auch Sehnsucht in mir hoch, nach dem was vor ein paar Jahren „noch ging“. Als ich aber die letzten Tage darüber nachdachte, wurde mir eines bewusst: Es gibt Fähigkeiten, die ich heute habe, die vielleicht irgendwann weg sein werden. Anstatt nun also über das traurig zu sein, was ich heute nicht mehr kann, warum nicht dankbar sein und genießen was ich heute noch kann? Klingt vielleicht etwas heroisch und ist sicher keine Lebenshaltung, die mir einfach so zufliegt. Aber es ist ein Gedanke, der es wert ist, verfolgt zu werden. Denn eines Tages könnte vielleicht irgendwas von dem, was ich heute als selbstverständlich betrachte, nicht mehr vorhanden sein – meine Fähigkeit zu hören oder zu sehen zum Beispiel. Und das sind nur die körperlichen Dinge. Diese Überlegungen kann ich ja noch auf andere Lebensbereiche ausweiten. Was ist zum Beispiel mit den Menschen, die mir wichtig sind? Bin ich wirklich dankbar für sie und freue mich heute über sie? Oder sind sie mir so zur Gewohnheit geworden, dass ich sie erst verlieren müsste, um sie wertzuschätzen? Was ist mit materiellen Dingen, wie meine Wohnung, mein Haus oder mein Auto? Kann ich sie noch mit dankbaren Augen betrachten oder beschwere ich mich nur darüber, dass ich sie instandhalten und putzen muss?
Diese Überlegungen spornen mich an, meinen Gedanken öfter mal eine neue Richtung zu geben: „Freue dich an dem, was du heute hast. Betrachte es mit Staunen und Dankbarkeit. Nimm es nicht als selbstverständlich, sondern als Geschenk aus der Hand deines Vaters im Himmel.“