Perfekt erschaffen

Meine Enkeltochter ist zu Besuch. Ich frage sie, was sie spielen möchte und ihre Antwort ist: Basteln und Malen. So machen wir uns auf den Weg ins Büro, wo sie alles zusammensucht, was wir für ihr „Projekt“ brauchen. Und dann sitzen wir nebeneinander und sie gibt Anweisungen, wie wir das Vorhaben umzusetzen haben. Meine Enkelin ist eine geborene Leiterin – das wissen wir schon lange. Nachdem die Faltarbeiten abgeschlossen sind und jede von uns einen Drachen in der Hand hält kommt Phase zwei des Projekts: Das Anmalen. Damit haben wir einen Punkt erreicht, der meine Unzulänglichkeit in Sachen „Malen“ zutage treten lässt. Denn, obwohl wir beide ähnliche Ideen umsetzen, als wir dem Drachen ein Gesicht verpassen, sieht mein Gemälde doch recht dilettantisch aus. „Du kannst besser malen als ich,“ gebe ich dann auch der Sechsjährigen gegenüber zu. „Echt?“ meint sie. Ich merke, dass sie sich über das Lob freut und es ist auch wirklich nicht gelogen.
Immer wieder mal habe ich in meinem Leben bewundernd auf die Zeichnungen und Gemälde anderer geschaut und mir gewünscht, ein wenig besser malen zu können. Und das ist nur eins der Dinge, die ich gerne besser können würde. Wie oft habe ich mir schon gewünscht, ich könnte mit links Gäste bewirten und für 10 Leute ohne große Anstrengung kochen. Oder mir Dinge und Ereignisse und Jahreszahlen langfristig merken, oder ein wahnsinnig großes Allgemeinwissen haben oder mutig und unerschrocken all die großen und kleinen Hürden des Alltags meistern …
Aber das bin ich nicht, das kann ich nicht und die wenigsten dieser Dinge werde ich mir jemals aneignen können, weil sie eben nicht zu „Karen“ gehören.
Letzte Woche habe ich ein neues Lied kennengelernt, dessen Text mich berührt. Es ist von Megan Woods und ein Teil des Refrains geht so:

„The truth is I am my Father’s child
I make Him proud and I make Him smile
I was made in the image of a perfect King
He looks at me and wouldn’t change a thing…”

Übersetzt heißt das:
Die Wahrheit ist, dass ich ein Kind meines Vaters bin.
Ich mache ihn stolz und ich bringe ihn zum Lächeln.
Ich wurde nach dem Ebenbild eines perfekten Königs geschaffen.
Er sieht mich an und würde nichts daran ändern wollen…
(https://www.youtube.com/watch?v=5fSVWVYkh2A&list=RD5fSVWVYkh2A&start_radio=1)

 „Er sieht mich an und würde nichts daran ändern wollen …“. Das fällt mir schwer zu glauben, angesichts der vielen Verbesserungsvorschläge, die ich so hätte, wenn ich an mich denke …
Und doch darf ich mich bei aller Unsicherheit und aller Zweifel über mich selbst an der Tatsache festhalten, dass Gott, der Schöpfer und Vater mich erschaffen hat, mich liebt wie ich bin und nichts an mir ändern würde. In seinen Augen bin ich „perfekt erschaffen“. Das macht mir Mut, mich immer wieder an diese Wahrheit anzudocken.

Die Übermittlung kann ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Danke für deine Geduld.