Das kann ich nicht!
Wir waren unterwegs in Dänemark. Weite Flächen, steile Dünen, die sich nur wenige Meter hinter dem Sandstrand erheben. An einem unserer ersten Abende machten wir eine kleine Wanderung hin zu so einer Dünen-Klippe. Glücklicherweise ließ der Grasweg es zu, dass ich mit dem Rollstuhl bis ganz vorne hinfahren konnte.
Angekommen genoss ich den Ausblick – das Meer, den Sandstrand, die Wellen und die unglaubliche Ruhe. Direkt neben unserem Aussichtspunkt führte eine steile Holztreppe nach unten zum Strand, die aber an diesem Abend geschlossen war, weil wohl im Moment nicht sicher.
Dennoch wollte mich mein Mann auf das Podest dieser Treppe locken, um ein Foto von uns zu machen. Das Podest war natürlich sicher und nicht baufällig. Nur … abgetrennt durch ein großes Holzbrett. Für einen Gesunden kein Problem, kurz gebückt oder drübergestiegen und schon war man auf der anderen Seite. Nur, das kann ich nicht. Wenn ich versuche, in die Hocke zu gehen, geben meine Beine nach und ich lande auf dem Boden. Über ein Hindernis steigen, das hüfthoch ist? Unvorstellbar. Das erklärte ich auch meinem Mann. Aber der hatte eine Idee, wie ich trotzdem auf die andere Seite kommen konnte. Mit bangem Herzen und viel Gejammer ließ ich mich schließlich drauf ein. Ich ging, rückwärts an das Brett gelehnt, langsam in die Knie. Mein Mann hielt mich dabei von der anderen Seite aus fest unter den Armen, zog mich unter diesem Brett durch und half mir, mich wieder aufzurichten. Es brauchte ein wenig Mut von meiner Seite und das Vertrauen, dass mein Mann weiß, was er tut und mich halten wird. Und … es hat funktioniert!
Vielleicht stehst auch du immer wieder vor Situationen, die dir ein „das kann ich nicht!“ entlocken. Und tatsächlich, du würdest es alleine auch nicht hinkriegen. Aber da sind noch die anderen. Die Freundin, die dir Hilfe anbietet und damit etwas von ihrer Kraft und Zeit einfach so an dich verschenkt. Der Kollege, der gerne bereit ist, dir bei einer schwierigen Aufgabe zu helfen. Die Nachbarin, die kein Problem damit hat eine Stunde nach deinen Kindern zu sehen, damit du einen dringenden Arzttermin wahrnehmen kannst. Der Mitarbeiter, der bereit ist, eine neue Aufgabe anzugehen und nur darauf wartet, dass ihm das endlich jemand zutraut. Die Frage ist: Bist du bereit, den anderen helfen zu lassen? Vertraust du ihm, dass er es gerne und einfach so für dich tut? Kannst du loslassen und dem anderen zutrauen, dass er es schaffen wird? Es lohnt sich.
Ich bin auf jeden Fall um eine Erfahrung reicher, habe ein kleines Abenteuer erlebt und ein paar schöne Fotos zur Erinnerung.